Chronik des Bergbaues in Zinnwald und seinem Umfeld
1230. Beginn der Zinngewinnung bei Graupen/Böhmen. 1241. Erzgebirgisches Zinn bricht auf den Metallmarkt in Köln das Monopol des englischen Zinns. 1297. König Wenzel II. schenkte dem Kloster in Graupen den Zinnberg (Totes Kind).
1300. Graupen in Böhmen ist Freie Bergstadt. 1378. Wird Zinnwald zum erstenmal "urkundlich" als Zimewald genannt. "Der Priester Johannes von Zinnnwald, Meißner Diözesan, wird auf Präsentation Otto von Berga, Herr zu Bilin, als Pfarrer in Bernau angestellt". Bernau Jenczo etc. quod nos ad presentacionem domini Ottonis des Bergaw, domini in Bielina ad ecclesiam Bernow per mortem Blasii vacantem dominum Johannem prebyterum de Zimewald, Missnensis diocesis, plebanum instituimus etc. Nach Emler, Lib. conf. III/IV, 100. Emler indentifizierte im Ortsregister "Zimewald" mit "Zinnwald", woran mit Rücksicht auf die nähere Ortsbestimmung "Missensis diocesis" auch nicht zu zweifeln ist. Im gleichen Jahr auch nachweisbarer Seifenabbau im Seegrund.
1420. Überflügelte Zinnwald bereits die Zinnförderung von Graupen. 1436/1440. Beginn des Zinnbergbaues von Altenberg durch Graupener Unternehmer. 1452/1458. Bau des Aschergrabens für die Altenberger Erzmühlen. 1464. Hans Münzer verkauft den Aschergraben für 30 Zentner Zinn an die Altenberger Zinner. 1466. Verzichteten Hans Taube und Fr. Zechelin, beide Bürger der Bergstadt Graupen, auf alle Abbaurechte in Zinnwald. 13.01 in Graupen: "Hans Tawbe und die Czochlynne sindt komen vor richter und schoppen vor gehegte dingbank, da esz kraft unf macht hat, und haben sich alda verczigen recht und redlichen nacg gewonheit unser stat aller gerechtigkeit und zcuspruche, die sie möchten zcu der Hanus Thomassyn von des syffens wegen "uff dem Czinwald" (haben), dareyn und in alle ander ir gut vörthin meer nu und zcu ewigen geczeiten nymmer, zcu halten noch anczulangen in keynerley weys." 1489. War Timo v. Kolditz Besitzer der Gruben in Graupen mit zwei Grubenmassen in Zinnwald. 1491. Altenberg erhält durch die Herzöge Albrecht und Georg eine neue Bergordnung. Der Lohn wird den Bergleuten nicht mehr in Graupen, dem Wohnort zahlreicher Zinner, sondern jetzt in Altenberg ausgezahlt. Vortriebsbeginn des Zwitterstocks Tiefen Erbstollen bei Geising.
1507. Einführung von Naßpochwerken durch
Sigismund v. Maltitz.
1517. Die Herrschaft Lauenstein kommt für 300 Jahre
an die Familie Bünau. 1520. Erwähnung der
ersten Zwittermühle in Zinnwald. "Rudolf
v. Bühnau bestätigte dem Städtchen Geising Privilegien
und besseres Einkommen durch den halben Mühlenzins "Ufn Zynwald",
solange die Mühle steht. "Das Mulczins halb ufm Zcynwald von
der kunst, uf des fischers wisen gelegen, der kirchen im Geusingsgrunde,
so lang die mule stehet, folgen sal". 1537.
Graupen wurde "Königliches
Eigentum" und die historische Grenze zwischen Böhmen und Sachsen
festgelegt. Zinnwald wurde in ein böhmisches-clarysches und in ein
sächsisches-bünauisches Zinnwald geteilt. 1541. Gibt
es einen Bericht über ein Fundgrubenfeld "St. Georg",
auf dem Grundstück
des Hrn. Popel v. Lokowitz in Zinnwald. 1543. Durchschlag
des Zwitterstockes Tiefen Erbstollen. 1544. Gibt
es eine Urkunde betreffs Übertragung
von Grubenbesitz an dei Familie v. Lobkowitz in Zinnwald. 1545.
Erster Einbruch zur Altenberger Binge. Baubeginn der Galgenteiche. 1547.
Um diese Zeit war das Fürstentum Meißen Besitzer des Grubenbetriebes
in Zinnwald und nannte sich "Bergwerk Schmidt von Bergenhold"
Zum erstenmal wurde neben Zinn auch Silber entdeckt. 1550.
Beginn der Blütezeit des Zinnwalder Bergbaues Popel v. Lobkowitz ist Mitbesitzer
einer Grubenmasse. Aus der Grube "Ungläubiger Thomas" wurde
verstärkt Silber gefunden, aus welchen eine Silberkanne für
die Kirche in Geising angefertigt worden sein soll. Es wird von 60 Erzgruben
auf böhmischen Grund berichtet.
Baubeginn des Neu- und Quergrabens, 1559 beendet.
Vortrieb des Oberen- und Ansatz des Tiefen Bünaustollen. 1552.
Am 11. November verkauft Georg Tawbe dem Aßman Geißler, zwei Schichten auf St. Thomas
in Zynwalde um 9 1/2 fl. 1554. Zinnwald wurde erneut
der königlichen
Bergstadt Graupen einverleibt und im selben Jahr, durch den Fürsten
Adam Hrzan v. Harrachsdorf für 2574 "Meißner Groschen",
mittels "Kaiserlicher Genehmigung", erworben. Bei Niklasberg
geringer Blei- und Silberbergbau. 1562. Aufschwung
des Bergbaues und Gründung der Ortschaft "Böhmisch-Zinnwald" durch
Privileg des Kaisers Maximilian II. 1563. Gingen
weitere Gruben in Zinnwald an die Familie von Lobkowitz über. 1564.
Ein "Besonderer Geleit-,
Garantie- und Sicherheitsbrief", in welchem den Bergleuten der Zinn-
und Silberschächte, der Bau von Häusern bewilligt wurde und
bei der Auffindung neuer Erzvorkommen besondere Belohnung zugesagt wurde.
Nach dem Bergrecht unterstand Zinnwald dem Berggericht von Joachimsthal
Besitzer des Grubenbetriebes waren gleichberechtigt die Fürsten
v. Lobkowitz und die Familie v. Bünau. 1567.
Bei der Quartalssteuerbestimmung begegnen wir den Joachimsthaler
Georg Körner und Andreas Herschel
aus Zinnwald, welche Zahlungspflicht und Höhe an die Unternehmen
bestimmten und festlegten. 1570. Erste Ansiedler
auf sächs. Seite
von Zinnwald. 1575. Dreiteilung des Grubenbetriebes
in Anteil Lobkowitz, Bünau und der Bergstadt Graupen. 1578.
Am 22. April, zweiter Bingeneinbruch in Altenberg. 1580.
Am 27. Mai bestätigte Kaiser Rudolf mit besonderem
Vertrag zwischen dem kaiserlichen Kommissar und der Bergstadt Graupen,
daß die Grube Zinnwald niemals mehr vom Graupener Revier abgetrennt
werden soll. Im selben Jahr wird der "Tiefe Bünau-Stollen" zur
Entwässerung der Erzgruben angeschlagen und der Bau durch den halben
Erlös aller Grubenbesitzer finanziert wird. 1583/1587 Weitere
Pingeneinbrüche
in Altenberg. 1585 Vertrag vom 27.05.1580 wurde
aufgehoben. 1589. Erste
Ansiedler auf sächsischer Seite von Zinnwald und Altenberg. 1592.
Auf der Zeche des Herrn Joachim Biela wurde kupferhaltiges Erz gebrochen.
Bei der Probeschmelzung von drei Zentner schwarzem silberhaltigen
Kupfer wurde 7,5 Pfund reines Silber gewonnen. Wegen Holz- und Kohleschmuggel
Verzögerung im Weiterbau des "Tiefen Bünau-Stollens",
verursacht durch Übergriffe des damaligen Bergmeister der königl.
Bergverwaltung in Graupen, im Verein mit dem Sächs.-Zinnwalder Bergmeister
Elias Morgenstern, sodaß eine kaiserliche Kommission schlichtend
eingreifen mußte. 1596. Fertigstellung des "Tiefen Bünaustollens,
welcher 350 Klafter lang und 40 tief ist. (1 Klafter = 1,9 m, also 665
m Länge und 76 m Tiefe). Das Erz der Gruben von Lobkowitz wird in
Niklasberg verhüttet. Da nach Beendigung des "Bünau Stollens" die
Gruben genügend entwässert werden, steigt die Förderung,
und Fürst Lobkowitz entscheidet sich für den Hüttenbau
in Zinnwald.
1618. Beginn des 30jährien Krieges. 1619. Am 10. März und 1. Dezember weitere Bingeneinbrüche in Altenberg. 1620. Die Grubenanteile der Familie v. Harrachsdorf in Zinnwald wurden an die Bergstadt Graupen für 250 Schock Meißner Groschen zurückgekauft. Der Anfang des 30jährigen Krieges beendet jede Bergbautätigkeit in Zinnwald. Nach der Schlacht am "Weißen Berg" entstand auf böhmischer Seite eine große Rechtsunsicherheit in den Besitzverhältnissen. Größter Bingeneinbruch von Altenberg, am 24. Januar, mit Wohnhäusern. Am 13. Juni beschließen 36 Gruben künftig den gemeinsamen Grubenbetrieb. 1623. Streik der Bergleute wegen Teuerung und fordern höhere Löhne. 1624. Die mächtige Religionsfrage beherrschte alles Leben auf den Schächten. Die ersten protestantischen Bergleute wurden mit ihren Familien nach Sachsen vertrieben, Alt-Georgenfeld wurde gegründet. 1630. Kommt der Zinnwalder Erzbergbau wieder in den Besitz derer von Lobkowitz. 1634. Zinnwald erhielt das Schankrecht für Bier und Wein. Der Bergbau wurde jedoch nur mäßig betrieben. 1638. Einstellung des Bergbaues wegen kriegerischer Ereignisse. 1640. Flüchten viele Bergleute aus Graupen ihres Glaubens wegen nach Zinnwald. 1643. Festigte die Fam. Lobkowitz ihren Besitz durch Zukauf der Güter von Kosten und Liebshausen, das Hinterland in unserer Region bis zur Wistritz und erwarb damit das Gelände im Seegrund. 1646. Die Kriegszüge der Schweden erfaßte auch Zinnwald und beeinträchtigt den Bergbau sehr stark. 1650. Neubeginn der Zinnerzgewinnung. 1654. Eine kaiserliche Kommission verzeichnet in Vorderzinnwald fünf Häusler und 21 Gärtner, dagegen in Hinter-Zinnwald nur sechs Häusler und drei Gärtner. 1656. Wiederaufnahme der Zinnerzförderung in Zinnwald durch kaiserliche Anordnung. 1660. Der Zinnwalder Gemeinde wird der Zehent auf die Hälfte herabgesetzt. 1663. Zusammenschluß von 51 Altenberger Zinngruben zur "Zwitterstocksgewerkschaft". 1664. Im Grundbuch wird zu dieser Zeit das "Bergstädtchen Unter- und Ober-Zinnwald" erwähnt. Nach meiner Einschätzung ist hier das sächsische und das böhmische Zinnwald gemeint. 1668. Erster Hinweis auf die Anwendung von Bohr- und Sprengarbeit. 1671. Gründung von Alt-Georgenfeld durch Ansiedlung böhmischer Bergleute. 1675. Stadtbrand in Altenberg, Kirche und Anläuteturm stark beschädigt. 1695. Alle Zinnwalder Häuser kommen in den Besitz von Clary-Aldringen und von Lobkowitz.
1710. Hat die Familie Clary-Aldringen die Bergstadt
Graupen mit den Grubenanteilen in Zinnwald von der Familie v. Sternberg
erstanden. 1717. Im Steuerregulativ dieses Jahres
ist Zinnwald als Bergstadt verzeichnet. Es wurde hauptsächlich von Bergleuten besiedelt und
hatte in Hinter-Zinnwald 47 und in Vorder-Zinnwald 14 Häuser und
gehörte als "Zechen-Zinnwald" zur Herrschaft Rosenthal.
1728. An die 800 Menschen wechselten unter dem Druck
der Gegenreformationsbestrebungen in Böhmen nach Sachsen und gründeten Neu-Georgenfeld (zweite
Häuserreihe) sowie Gottgetreu. Die Ausbeute betrug bei Lobkowitz
400-600, bei Clary ca. 300 Zentner/Jahr. Seit dieser Zeit muß mit
einer getrennten Zinnförderung aus dem böhmischen und den sächsischen
Erzgruben gerechnet werden, während von Beginn des 17. Jahrhunderts
- über die Festlegung der Grenze im Jahre 1536 hinaus - der Zinnwalder
Bergbau als eine ganze Einheit zu betrachten ist. 1731.
Geht der Graupner Anteil von Zinnwald in den direkten Besitz der
Familie Clary-Aldringen über
und wird der dritte Partner an der Erzgewinnung in Zinnwald. Aus dieser
Zeit ist auch ein Raudnitzer Text für eine Bergordnung in Zinnwald
vorhanden, während bisher nur die Bergordnung von Graupen Verwendung
fand. 1749. In diesem Jahr wurde nach langer Zeit
wieder vermehrt silberhaltiges Kupfererz gefunden. 1750.
Fördermengen beiderseits der Grenze:
Lobkowitz-Gruben erbrachten ca. 300 bis 400 Zentner/Jahr
Clary-Aldringen erbrachte ca. 150 - 200 Zentner/Jahr
Bünau-Gruben erbrachten ca. 500 - 600 Zentner/Jahr
Abbau der Schwarzwandler Weitung. 1752. Durch v.
Bünau und den böhmischen
Grubenbesitzern sind Verhandlungen über Wasserführung zum "Oberen-
und Tiefen Bünaustollen" aus den böhmischen Grubenbereichen
gescheitert. Reorganisationsversuche des Fürsten Philipp Hyazinth
v. Lobkowitz. Zur Lenkung seiner Industrieunternehmen und Bergwerken
im Herrschaftsgüterbereich Bilin, Liebshausen, Neusattel und Eisenberg
gründete er ein Bewerbeamt in Bilin. 1756.
Hüttenteich in Geising
wird angelegt. 1770. Wurde der Stollen im Seegrund
angeschlagen. 1771/1772 Hungersnot durch Mißernte im Erzgebirge. 1780.
Einführung
der Langstoßherde in der Erzaufbereitung. 1787.
Wurde mit dem Anlegen des "Langen Teiches" begonnen. Böhmisch-Zinnwald hatte
bereits 142 Häuser zu verzeichnen.1788. Die
Zinnwalder Gruben wurden an Georg Leonhard Schwab verpachtet. 1794.
Fürst Lobkowitz förderte
damals auf den Schächten "Maria Hilf" und der "Antonie-Zeche" und
eröffnete neue Schächte im Seegrund. Neue Gruben wurden durch
Clary-Aldringen in Vorder-Zinnwald angelegt. Im selben Jahr wurden die
Erzgruben an den Prager Bankier Carlo Ballabene verpachtet. 1797.
In diesem Jahr übertraf die Erzförderung von Clary die von Lobkowitz.
Im Claryschen Besitz waren folgende Schächte und Stollen:
"
Neubeschertes Glück" mit einer Länge von 312 m.
"
Himmelfahrts-Stollen" mit 419 m Länge.
"
Oberer Glück-auf-Stollen" mit 486 m.
1799. Zeigt eine Karte ein umfangreiches Stollensystem
mit der Benennung eines "Oberen- und Unteren-Glückauf-Stollens" auf.
1809.
Napoleon übernachtete in der Faktorei des Altenberger Zwitterstocks.
1811. Nach einer alten Grubenkarte aus dieser Zeit
hatte der "Nicklaszechestollen" eine
Länge von 899 m, der Tiefe "Glückauf-Erbstollen" war
auf 350 m vorgetrieben, während der "Neue-Hoffnungsschacht" 53
m und der "Christophschacht" 26 m Teufe erreichten. 1813.
Geheimrat v. Goethe besuchte von Teplitz aus, wo er zur Kur weilte,
Zinnwald und
Altenberg zwecks Studien des Bergbaues und der Mineralien dieser
Region. 1820. Herrschaft Lauenstein mit Sächsisch-Zinnwald
geht von Bünau
an Graf Hohenthal. 1830. Starb der langjährige
Direktor des Biliner Bergamtes, der weithin bekannte Naturwissenschaftler
Ambrosius Reuss.
1832. Der tieferliegende "Glückauf-Stollen" hatte
das Recht eines Erbstollens. 90 Jahre lang lohnte sich die Förderung
aus den Erzadern des Teplitzer Pophyrs im Seegrund. In den 30er Jahren
dieses Jahrhunderts waren 16 Grubenzechen in Böhmisch-Zinnwald in
Betrieb. Lobkowitz fördert auf St. Peter, St Anna, St. Mathäus,
St. Kreuz, St. Jakob, Geburt-Christi, Schwarze-Wand und viele kleine,
nicht allzutiefe Gruben. 1833. Böhmisch Zinnwald
hatte jetzt schon 201 Häuser mit 1149 Einwohnern, davon gehörten
136 Häuser
mit 776 Einwohnern zur Herrschaft Graupen (Clary) und 65 Häuser
mit 373 Einwohner zu Herrschaft Liebshausen (Lobkowitz). Im Sommer war
die Arbeit der Frauen auf die spärliche Landwirtschaft konzentriert,
dagegen die der Männer in den Gruben und Stollen des Bergbaues.
Vom Ersparten wurde "Grubenmasse" gekauft, Pacht und Steuern
an die Herrschaft als Eigenlöhner gezahlt. 1838.
Wird vom "Abteufen" eines
neuen Schachts auf Claryschem Anteil berichtet, am 1. April wurde damit
begonnen. Die ersten 18 m wurden von Hand gegraben, die weiteren 30 m
gebohrt und gesprengt. Am 23. Oktober begann der Ausbau des Schachtes
und am 12. Dezember, zu "Barbara", wurde er feierlich eingeweiht
und erstmals befahren. Der neue Schacht lag in der Nähe des Hauses
Nr. 35 (Renner Anton), unterhalb des Teiches (Michel- oder Villen-Teich),
es dürfte sich um den später umbenannten Militär-Schacht
handeln. Die Eigenlöhnerei hörte auf. Der private Bergbau unterstand
auf Lobkowitz´schem Boden direkt dem Berggericht Substitution Bilin,
während der auf Clary´schem Grunde der k. und k. Berggericht
Substitution Graupen zugeordnet war. 1839. Der Erzbergbau
kam erneut zum Erliegen, denn weitere notwendige Investitionen wurden
nicht getätigt.
Für beide Herrschaften war der Kohlebergbau ertragreicher und somit
interessanter. 1841. Zinnschmelzer in Zinnwald waren
aus der Familie Hönig, die Brüder Franz und Paul.
Die Schächte wurden wie folgt verwaltet:
Fürst Lobkowitz/Bilin:
Grube "Glück-auf", "Neue Hoffnung", "Daniel", "Peterzeche" und "Tiefen-Erbstollen" im
Seegrund, ferner Stampfmühlen und der "Dreikönigshütte".
Fürst Clary-Aldringen:
Diverse Gruben in Zinnwald und im Seegrund, mit Stampfmühlen und
Zinnhütte bei"Stadt-Altenberg" unterhalb des "Neuen-Schachtes" auch
später "Köppen-Schacht" genannt.
Pächter von Gruben werden genannt:
Langbein "St. Georg"
Kühnel Valentin "Geburt-Christi"
Kafran Josef "St. Johannes" und "St. Nicklas"
Tandler Stefan und Schlegel Josef "Morgenstern"
Tandler Florian "Schwarze-Wand"
Günther Franz, Xaver "Segen-Gottes"
Hanke Karl "Erbstollen-Anton"
Seidel Josef "Christi-Geburt"
Matz Josef "Dreikönig"
Klein Anton "Eichhorn"
Mende Josef "Gnade Gottes"
Tietze Florian "Fröschen"
Bruch Wenzel "Rössel"
Eichler Josef "Obere Schwarz-" und "Köppen-Zeche"
Bergstadt Graupen "Abendstern"
Lehnert Josef "Überschwarzeche"
1845. Im Altenberger Zwitterstock letzmalige Erzgewinnung
durch Feuersetzen. 1847. Die Lobkowitz´sche Schmelzhütte "Dreikönig" hatte
zwei Öfen, vier Gebläse und ein Schlackenpochwerk.
1848. Das Revolutionsjahr veranlaßte die Herrschaften
und Grubenbesitzer zum Umdenken in ihrer Arbeitsweise. 1850.
Der "Köppen-Schacht" mit
Stampfmühlen gegenüber "Stadt Altenberg" wurde auch "Mühlenplatz" genannt.
Die Schlichte wurde in der Schmelzhütte südlich der Schule
am Rotteiche verschmolzen. In dieser Zeit wurde vermehrt Zinnerz, verwachsen
mit Wolframit gefördert, welches sich sehr nachteilig im Schmelzprozeß auswirkte.
Das erschmolzene Zinn wurde sehr spröde und unbrauchbar. Die Holzkohle
zum Schmelzen mußten die Pächter von der Herrschaft kaufen
und für jede Erzstampfe und jedes Haus pro Jahr einen Taler und
für
die "Grubenmasse" den "Zehent" als Steuern entrichten.
1852. Schlossen sich die sächsischen Bergleute zu einer Fördergemeinschaft
zusammen, um effektiver zu werden. Die "Vereinigte Zwitterstocks-Gesellschaft" in
Altenberg und "Vereinigte Zwitterfeld-Fundgruben" in Sächsisch-Zinnwald
waren die Dachorganisationen. 1854. Neue Berggesetze
wurden erlassen, sodaß Jedermann mit den nötigen Mitteln Anteile und Schürfrechte
erwerben konnte. 1855. Kaufte der Unternehmer Lampert-Winkens
Aachen/Halle den claryschen Grubenanteil auf und verschaffte den
Bergleuten wieder
Arbeit und Brot. 1856. Erfolgte der Weiterverkauf
an den Prager Bankier Josef Jakob. Dieser hatte sämtliche Zinnschächte und Vorkommen
in Sachsen und Böhmen mit den dazugehörigen Stampfmühlen
und Schmelzhütten erworben und investierte hohe Summen für
Auf- und Ausbau der Anlagen. Die beiden Ingenieure Schiller und Paul
Lewald fungierten in Graupen und Zinnwald als Obersteiger und führten
die Geschäfte. 1856. Einführung der Dampfkraft im Bergbau.
1864. Wurde in Graupen eine neue Stampfmühle erbaut, denn die in
Zinnwald entsprach nicht mehr den Anforderungen der damaligen Zeit.
1865. Das Bankhaus Jakob in Wien, muß mitten in der industriellen
Gründerzeit Konkurs anmelden, was den Ruin für den Bergbau
in Böhmisch-Zinnwald bedeutete. 1866. Erstmalige
Lieferung von Wolframerz aus Altenberg und Zinnwald. 1868.
In Zinnwald Vollendung des "Tiefen-Hilfe-Gottes-Stollens".
Bis zu dieser Zeit wurden die Zinnwalder Gruben über den "Tiefen-Bünau-Stollen" enwässert.
Da aber die Schächte und Abbaue tiefer lagen mußte das Grubensumpfwasser
aufwendig mit Schöpfhaspeln auf diese Stollenhöhe gehoben werden.
1869. Ganz Böhmisch-Zinnwald kommt in den Besitz der Familie Lobkowitz.
Der Biliner Bürgermeister Josef Reichel kaufte zum Schein aus der
Konkursmasse für 10.000 fl den claryschen Anteil auf und verkaufte
diesen dann sofort weiter an den Fürsten Lobkowitz. Somit kam die
Familie Lobkowitz in Besitz des ganzen böhmischen Erzlagers in Hinter-Zinnwald
mit Ausnahme der Grube im Seegrund. 1873. Der "Wiener-Börsenkrach" bedeutete
auch das Aus für Schiller und Lewald, denn zum Unglück stellte
sich eine große Konkurrenz mit billigen und großen Erzimporten
aus Malaysien und Australien ein und führte in Zinnwald zur Stillegung
der Förderung. Nur Instandhaltungsarbeiten wurden an den Anlagen
durchgeführt. 1876. Großbrand in Altenberg. Renaissance-Rathaus
mit wertvoller Bergmannfigur aus Zinn, die kurfürstliche Zinnwaage
und die Kirche werden zerstört. 1877. In Geising
Abbruch der Gräflichen
Hohenthalischen Schmelzhütte für Zinnwalder Erze. 1879.
Wurde weltweit die Bedeutung des Wolframs zur Härtung des Stahles bekannt.
Was bisher achtlos auf Halde gelegt wurde, entpuppte sich ohne Investitionen
als das Geschäft und Zinnwald wurde wieder interessant. Ab dieser
Zeit wurde Zinnwald als Wolfram- und Zinnbergbauort ausgewiesen. 1880.
Begann man die alten Abraumhalden zu überklauben und umzuschichten.
Vertragsarbeiter wurden über Tage eingestellt. Reiner Quarz an Glas-
und Porzellanfabriken verkauft, während die großen Stücke
Wolframit an die bestehende Aufsicht direkt abgegeben werden mußte,
wurde zum Waschen und Anreichern zugeführt. Einführung des
Dynamits im erzgebirgischen Bergbau.1882. Durch
einfaches Umschürfen
und klauben wurden in kurzer Zeit 3,3 t Wolframerz gewonnen. In den 90er
Jahren wurden durchschnittlich 30 - 40 t. Wolfram im Jahr erzeugt, was
besagt, daß ca. 2.439 Tonnen wolframhaltiges Gestein mit einem
1,5 % Wolframgehalt gefördert wurde.
1900. Jetzt wurde Lithium zur Veredelung von Aluminium bekannt. Durch den "Zinnwaldit" einem Lithiumglimmer war zu dieser Zeit Zinnwald als einziges Vorkommen in Europa bekannt und erweckte erneut sehr großes Interesse. 1911. Bis zu diesem Jahr erfolgte eine reibungslose Entwässerung der böhmischen Gruben über den "Tiefen-Gasse-Weg" und dem "Tiefe Hilfe Gottes-Stollen" mit Mundloch an der Straße nach Geising in der Nähe der Heerwasserbrücke. Durch Zumauern aller Abflußmöglichkeiten unter Tage auf sächsischer Seite wurde das böhmische Grubenfeld unter Wasser gesetzt und somit eine starke Konkurrenz der Wolfram- und Lithiumförderung ausgeschaltet. 1914. Im 1. Weltkrieg wurde wieder über die Grenze hinweg eine Zusammensarbeit erreicht um den beiderseitigen Fronten die erforderlichen Waffen zu sichern. 1915. Trat die Fa. "Stahlwerk-Becker" zwecks Kauf oder Pacht des böhmischen Grubenfeldes in Verhandlungen ein. Bilin gab zu verstehen, daß in den Halden noch ca. 647.000 t an Wolframit liegen und verlangte eine sofortige Zahlung von 300.000 Mark. Für die Übereignung des gesamten Grubenfeldes wurde ein Betrag von 1,5 Mill. Mark, in Schuldverschreibung zu 4,5 % Verzinsung verlangt. Die Fa. Becker nahm an und erhoffte einen kräftigen Nachlaß, weil die böhmischen Gruben noch unter Wasser standen und kein elektrischer Strom vorhanden gewesen ist. Die Vereinbarung zerschlugen sich jedoch sehr rasch, weil Wien die Grube für Österreich-Ungarn beschlagnahmte und es von der Lobkowitzischen Bergsektion pachtete. 1915. Am 14. August wurde der Bergbau von der k. + k. Militärverwaltung übernommen, der "Köppen-Schacht" erweitert und mit einer mechanischen Fördereinrichtung versehen, Kompressoren installiert, um mit Luft zu bohren, gesprengt wurde mit Dynamit (Dynamon) oder mit flüssiger Luft. In der Aufbereitung wurden Fließbänder zum schnelleren Überklauben installiert. Das Erz wurde mit Fuhrwerken, später mit Autos zum Eichwalder Bahnhof, von da nach Klingenthal oder Pvibram und Schönfeld zur Verarbeitung transportiert. Strom aus Teplitz wurde gelegt. Die Belegschaft wurde durch Einsatz von Kriegsgefangenen verstärkt. Zum technischen Leiter des Betriebes wurde Prof. Dr. Bartholomäus Granigg (1883 - 1951) bestellt, welcher seit 1911 an der k. + k. Montan Hochschule Leoben/Steiermark, als Lehrer für Mineralogie und Petrographie wirkte. Unter seiner Leitung wurde die Magnetscheidung zur Verbesserung der Erzqualität in punkto Trennung von Zwittergestein eingeführt. 1916. Wurde eine Seilbahn zum Bahnhof Ober-Eichwald installiert um auch im Winter den reibungslosen Abtransport zu garantieren, sodaß täglich 20 Waggons den Bahnhof verlassen konnten. Von deutscher Seite wurde jetzt die "Bünau-Sohle" wieder geöffnet und eine Verbindung zum "Tiefe Hilfe-Gottes-Stollen" geschaffen und somit die natürliche Entwässerung des böhmischen Grubenfeldes gesichert. 1918. Bei Abzug des Militärs wurde der Förderbetrieb eingestellt und die Seilbahn mit Anlagen demontiert. Das Umfeld war verwüstet und alles lag brach danieder. Fürst Lobkowitz bekam seine Gruben zurück und begann erneut mit der Erzförderung, welche sich auf den "Petri-Schacht" konzentrierte. 1922. Wollte das "Stahlwerk-Becker" erneut das Grubenfeld in Böhmisch-Zinnwald pachten. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge und endeten mit dem Konkurs der Firma. 1923. Die Zwitterstocksgewerkschaft Sächs. Zinnwald / Altenberg wird Aktiengesellschaft. 1924. Im Juli Stillegung des Säch.-Zinnwalder Bergbaus. 1925. Am "Petri-Schacht" wurde gefördert und in der Pochmühle bei der Pfarrei aufbereitet. Die Erzkonzentrate wurden in Säcke verpackt und nach Wien zur Fa. Tiefenbrunn verkauft. 1928. Mußte wegen Absatzschwierigkeiten die Erzförderung stark gedrosselt werden. 1930. Stillegung der Zinnhütte und des Bergbaues in Altenberg (Weltwirtschaftskriege). 1931. Wurde der Grubenbetrieb in Böhm.-Zinnwald ganz eingestellt und die Anlagen unter der Leitung des Obersteigers Lorenz Görl gewartet und erhalten. 1934. Am 4. April Wiederaufnahme der Zinnförderung in Altenberg und Sächsisch- Zinnwald. 1936. Baubeginn der Schwarzwasseraufbereitung mit Zinnstein-Wolframit-Flotation. 1937. Letzmalige "Altenberger Feinzinn" in Altenberg geschmolzen und Abbruch der Schmelzhütte zwischen Altenberg und Geising. 1938. Wegen Erschöpfung der Erzvorräte wird der Bergbau in Sächsisch-Zinnwald eingestellt. 1939. Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde Grubenbetrieb und die Erzförderung in Zinnwald/Sudeten von Neuem begonnen. Das Erz wurde über den "Albert-Schacht" mittels Seilbahn nach der "Schwarzwasser-Aufbereitung" in der "Laben Gasse" befördert und mit den Altenberger Erzen aufbereitet. 1941 Wurde die neu erstellte moderne Erzwäsche in Hinter-Zinnwald in Betrieb genommen. Der Betriebsleiter dieser Neuanlage war bis zum Kriegsende Berging-Baumgartel. Große Rutschung, 150.000 qm Schlammhalde der Schwarzwasser-Aufbereitung ins Müglitztal. 1942. Einbau in die Rüstungsproduktion vom Sachsenwerk Dresden-Niedersedlitz. 1944. Anschluß des Zwitterstocks A. G. in Sachsenerz-Bergbau A. G. 1945. Im Mai wurde der Bergbau in Hinter-Zinnwald dem Pribramer Bergbau angegliedert und als "narodni podnik" dem wieder neu ins Leben gerufenen Tschechoslowakischen Staat unterstellt. Damit endete nach fast 600jähriger Dauer die Historie vom Zinnwalder Erzbergbau.
1991. Am 28.März verliert auch die Bergstadt Altenberg ihre Identität als letzter Berbbaustandort im östlichen Erzgebirge. An diesem Tag verlässt der letzte Hunt die Grube, das Bergwerk wird geschlossen...